Dienstag, 26. Oktober 2010
Ausstellung noch bis Sonntag!
Freitag, 8. Oktober 2010
Performance Prozess, weiter!
Donnerstag, 16. September 2010
Information zu Konzept und Ausstellung
Das Performance-Projekt, welches unter der Leitung von Oliver D. Liebig 2009 in Buenos Aires begann, geht in die zweite Runde. In Zusammenarbeit mit Mitgliedern der interdisziplinären und interkulturell auftretenden Künstlergruppe "Etapa Corpagua", die speziell dafür gegründet wurde, wird eigens das geschaffene Material weiterentwickelt und im Rahmen der multimedialen Ausstellung "ETAPA II" präsentiert.
Zu sehen sind Fotografien, Installationen und Filme, die in Buenos Aires entstanden sind. Thema ist das Wasser, das auf den Körper trifft und ein gewaltiges Moment erzeugt. In der Ausstellung erlebt der Betrachter das Material Wasser auf eine neue und intensive Weise.
Eine Live-Performance zur Vernissage rundet die umfassende Schau ab, bei der der Besucher mit allen Sinnen in das Material Wasser eintauchen kann.
Ferner wird es Einblicke in den vergangenen Probenprozess wie auch in den kommenden geben, um die spezielle Arbeitsweise transparent zu gestalten.
Die Ausstellung wird in München vom 22.10. bis 31.10.2010 (täglich von 14.00 bis 21.00 Uhr) zu sehen sein, die Vernissage findet am 21.10.2010 um 19.00 Uhr statt, die Live-Performance einmalig am Eröffnungstag um 20.00 Uhr.
Des weiteren wird das Projekt in London und Buenos Aires ausgestellt.
Oliver D. Liebig,
September 2010
Rückblende
Etapa Corpagua
Hidrópicouno | Hidrópicodos
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Rückblende
Dem ersten Teil des Projekts Projekt lag die Idee zugrunde, im Rahmen eines Workshops ästhetisches Agieren vor dem Hintergrund interkultureller Handlungen zu zeigen, welche Entgrenzung existierender Strukturen in Wissenschaft und Kunst schaffen sollten.
Geplant waren zwei unterschiedliche Performances, die in einem theatralen Rahmen und Raum vor Publikum gezeigt werden sollten. In adäquatem Raum wurde ästhetische Aktion exploriert und theoretische Entwicklung fundiert.
Eine Gruppe zu konstituieren und diese nicht nur auf die Aufführungen selbst vorbereiten, sondern sie auch in ihren emotionalen, sozialen, körperlichen, mentalen und moralischen Aspekten zu berücksichtigen, war eine der besonderen Herausforderungen. Genannte Aspekte sollten weiterhin Gegenstand performativer Darstellungsmöglichkeiten werden und in ihrer spezifischen Materialität hervortreten.
Die ästhetische Aktion wurde auf Basis eines Materials entwickelt, welches das interkulturelle Moment angemessen transportiert.
Die Inhalte wurden in gemeinschaftlicher Kontextualisierung strukturiert und in Form gebracht.
Vorab erstellte Oliver D. Liebig ein freies formales Strukturkonzept, welches ermöglichte, unterschiedlichste Künstler mit ihren fachlichen und persönlichen Stärken optimal einzubinden.
Der interdisziplinäre Arbeitsprozess vereinte Bildende Künstler, Schauspieler, Maler, Tänzer, Sänger und Fotografen.
Auf vielfältigem Weg wurden geeignete Künstler angeworben und auf diese Weise ein sich durch innovative Heterogenität auszeichnende Gruppe konstituiert. Im Bewusstsein, nur für einen begrenzten Zeitraum miteinander zu arbeiten, eine temporäre, durch Diversität geprägte Einheit mit einem gemeinsamen Ziel zu bilden, in Form einer interkulturellen und interdisziplinären Künstlergruppe, war für die Beteiligten ein enorm intensives Erlebnis. Konzentrierte kreative Energie wurde auf das Ereignis am Ende des Probenprozesses fokussiert, auf die Performances.
– Wasser Körper Gewalt –
Die Phase der Vorbereitung und der Proben begann. Inhaltlich wurden diese in theoretische Entwicklung und Strukturierung sowie in praktische korporelle Aktion unterteilt.
In Referaten und Vorträgen ergänzte Oliver D. Liebig bereits bestehendes Wissen über performative Kunst und entwickelte die thematischen Schwerpunkte der Performances gemeinsam mit der Gruppe in Diskussionen. Früh wurde klar, dass das Material Wasser (in seinen verschieden Aggregatzuständen) Basis für die ästhetischen Aktionen sein wird. Daraufhin wurde die Philosophie Gaston Bachelards in den Dialog miteinbezogen. Im Speziellen nahmen die Performances Bezug auf "L´eau et les rêves. Essai sur l’imagination de la matière." (Das Wasser und die Träume. Versuch über die Imagination der Materie).
Bewegungsabläufe und Interaktion wurden exakt geplant und in Reihenfolge gebracht. Kontinuierlich wurde auf diese Weise ein Skript erstellt, das die festgelegten Strukturen für beide Performances beinhalten sollte. Die entwickelten Aktionsabläufe wurden in den praktischen Treffen auf ihre ästhetische Wirkung hin überprüft. Kontextueller Bezug und Verbindung von Improvisation mit dem Kernmaterial diente zur Sammlung von neuen Ideen und Brainstorming.
Es war möglich, gezielt mit der Gruppendynamik zu spielen und konträre wie sich ergänzende Personen miteinander performative Aktionsabläufe darstellen zu lassen. Stets brachte die anschließende Reflexion neue Erkenntnis, beispielsweise über Wirkung oder Realisierbarkeit der Handlungen. Nicht selten erwuchsen aus vorab unscheinbaren Situationen spektakuläre Bilder, die in Fragmenten oder abgeänderter Form später in eine der Performances integriert wurden.
Es entstand über die regulären Treffen hinaus wie von selbst ein anhaltender fruchtbarer Austausch, sodass die kreative Arbeit nicht nur auf die obligatorischen Proben beschränkt blieb.
Als Umgangs- und Arbeitssprache wurde das (argentinische) Spanische verwendet, gleichwohl sich die Gruppe international aus Deutschen, Franzosen, Kolumbianern und Argentiniern zusammensetzte. Die kulturelle Vielfalt wurde stets als Bereicherung empfunden, und stellte neben der Interdisziplinarität einen einflussreichen Kernpunkt dar.
– Leben Tod Leid, unendliches –
Das Medium Performance eignet sich vor allem deshalb für interdisziplinäres Arbeiten, weil es höchste Varietät an Darstellungsmöglichkeiten erlaubt.
So wurde nicht nur Inhalt und Struktur, ästhetische Aktionsfolgen und Rahmenbedingungen erarbeitet. Kreiert wurde ferner das Lichtkonzept, Bühnenbild, Musik, Installationen, Projektion, Kostüm sowie Maske. Dabei stand bei der ersten Performance Ritualhaftes, Ursprüngliches im Vordergrund. Hingegen war die zweite von düsterem, endzeitlich-industriellem Ambiente geprägt.
Integriert wurde ferner filmisches Material, welches eigens dafür produziert wurde. Allein für den Film einer verwendeten Projektion wurden vier Drehtage angesetzt.
Aufwendige Musikstücke wurden komponiert und auf die Erfordernisse abgestimmt. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass der produzierende Künstler in über Email kommunizierte Deskriptionen und fotografischen Impressionen des Probenprozesses diese Informationen in Klänge umsetzte. Zusätzlich zu einer weiteren Strukturierung trug die Musik dazu bei, Atmosphäre und Stimmungen zu schaffen.
Die Aufführungen fanden in dem Theater Sala Escaladaen des Raums vor Ort.
Die gesammelte Energie entlud sich in einem hydrophilen Kaleidoskop infernalischer Kraft, Körper auf Wasser treffend.
Reaktion und Resonanz waren höchst positiv.
Die videografische Dokumentation dieser beiden einmaligen Aufführungen generierte einzigartiges Material, welches im zweiten Teil des Projekts, Etapa II, weitere Öffentlichkeit erreicht.
Insgesamt stellte das Projekt eine enorme Bereicherung des interkulturellen künstlerischen Austauschs dar. Höchst konstruktive Atmosphäre wurde durch einzigartige Motivation geschaffen.
Für alle Teilnehmer bleibt die Arbeit als ein prägendes Ereignis in Erinnerung.
An dem Geschaffenen anzuknüpfen und weiteren Kulturaustausch über künstlerische Zusammenarbeit in positivem Ambiente zu erschließen, diesem gilt das zukünftige Streben.
Oliver D. Liebig,
München, im Juni 2010